Hafenmanöver-Training: Was ist das eigentlich?
Hafen-Trainings beziehen sich auf Manöver, die überwiegend im Hafen gebraucht werden:
- Anlegen,
- Ablegen,
- Wenden auf engem Raum
- Leinenarbeit, etc.
Skipper-Trainings dagegen enthalten ein größeres, umfassenderes Spektrum. Denn neben den Hafenmanövern beinhalten sie auch Manöver, die außerhalb des sicheren Hafens durchgeführt werden:
- Segel setzen, reffen und bergen
- Mensch-über-Bord (MOB)-Manöver
- Ankern
- Wissen über Funk, Technik, etc.
Was ist das Ziel?
Am Ende unseres Trainings-Wochenendes soll jeder Teilnehmer in der Lage sein, die Manöver alleine („einhand“) durchführen zu können.
Um dieses anspruchsvolle Ziel erreichen zu können, muss das Training gut geplant und didaktisch gut aufgebaut sein. Daher beginnen wir mit einfachen Übungen und steigern uns Schritt für Schritt.
Ressourcen erkennen
Laut Wikipedia ist eine Ressource „ein Mittel, Gegebenheit wie auch Merkmal bzw. Eigenschaft, um Ziele zu verfolgen, Anforderungen zu bewältigen, spezifische Handlungen zu tätigen oder einen Vorgang zielgerecht ablaufen zu lassen.“
Daher: Welche (Hilfs-)Mittel stehen mir als Rudergänger oder Skipper zur Verfügung? Und wie kann ich diese einsetzen?
Ressourcen könnten z.B. sein:
- Wind: Freund oder Feind?
- Raum: wo kann ich ausweichen?
- Zeit: wie kann ich Zeit „rausschinden“?
- Art des Manövers:
längsseits? vorwärts oder rückwärts anfahren? - Hilfen an Bord:
- Crew: Wen kann ich wo am besten einsetzen?
- Fender: brauche ich diese auf beiden Seiten? Oder reicht es, diese auf Lee einzusetzen?
- Leinen: Anzahl? Länge? Reicht zunächst eine luvseitige Achterleine? Sollte ich vielleicht eine zweite vorbereiten? Was ist mit einer Mittelspring?
- Radeffekt: Was ist meine „Schokoladenseite“?
- Bugstrahlruder? („nice to have“ – trotzdem sollten die Manöver auch ohne Einsatz eines Bugstrahlruders klappen.)
- Hilfen von außerhalb:
- Dalben?
- Nachbarlieger (in Lee: zum „Anlehnen“ oder in Luv: um eine Leine kurzfristig festzumachen)
- u.v.m.
Kommunikation – die Grundlage eines erfolgreichen Manövers
Bevor ein Manöver tatsächlich durchgeführt werden kann, werden immer zunächst werden die Situation und die entsprechenden Ressourcen analysiert und besprochen. Danach entscheiden wir uns zum Beispiel für ein bestimmtes Manöver (Plan A). Und zusätzlich besprechen wir natürlich außerdem bereits einen „Plan B“. Sicher ist sicher.
Das jeweils erste Manöver wird selbstverständlich vom Trainer selber durchgeführt. Daher teilt er die Crew dafür ein und bespricht das Manöver ausführlich.
Die Erfahrung zeigt nämlich: vor Beginn eines Manövers müssen alle Beteiligten genau wissen, wie das Manöver ablaufen soll und was sie genau wann zu tun haben.
Wegen mangelhafter Kommunikation ist bereits schon so manches Manöver misslungen.
Nach der ersten Demonstration durch den Trainer ist nun die Crew an der Reihe: selbstverständlich bleibt der Trainer dabei in der Nähe des Rudergängers.
Neben dem Sicherheitsaspekt hat das einen weiteren Vorteil:
Weil der Skipper die Handlungen des Rudergängers für den Rest der Crew moderiert, profitieren alle!
Denn dadurch werden fast alle Sinne angesprochen – die Teilnehmer…:
- …hören einerseits das Feedback des Trainers bezogen auf den Rudergänger.
- …sehen und spüren dabei die Yachtbewegungen (Beschleunigung, Abbremsen, Richtungsänderungen, etc.)
- …spüren dabei den Wind
- …müssen außerdem dabei ihre Aufgaben vorbereiten und selber Feedback geben. (Beispiel: „Klar bei Vorleine“)
Für wen ist ein Intensiv-Hafenmanövertraining geeignet?
Obwohl die durchgeführten Übungen sehr anspruchsvoll sind, sind unsere Hafenmanövertrainings in Holland auch für Segelbegeisterte mit nur wenig Erfahrung geeignet.
Das liegt daran, dass einerseits das Training didaktisch gut aufgebaut ist und der Trainer andererseits jeden Einzelnen jeweils bei seinen Fähigkeiten abholen kann.
Der Erfolg: Bisher sind alle – auch bereits erfahrene – Teilnehmer voll auf ihre Kosten gekommen.
Worin unterscheidet sich das Intensiv-Training von anderen Trainings?
Aus mehreren Gründen handelt es sich um ein anspruchsvolles Hafentraining:
- Da wir maximal 4 Teilnehmer an Bord haben, kommt jeder viel häufiger dran.
- Wir konzentrieren uns nur auf ein einziges Thema: nämlich auf das An- und Ablegen in (fast) allen Variationen
- Der Unterricht beginnt morgens nach dem Frühstück, geht bis zum Abend und wird meist nur für eine kurze Mittagspause unterbrochen.
- Weil neben dem Rudergänger auch alle anderen Aufgaben erläutert werden, wird jeder Teilnehmer fit gemacht. Diejenigen, die vorher vielleicht nur die Arbeit an den Leinen machen durften, „müssen“ nun auch ans Steuer. Und umgekehrt! Dadurch wächst das Verständnis auf beiden Seiten.
- Das ist auch genau der Grund, warum alle Teilnehmer – egal auf welchen Positionen – permanent mit eingebunden werden. Niemand soll während des Trainings abschalten. Auch wenn man die Bugleine vorbereitet, kann man vom Rudergänger viel lernen:
- Wie steuert er an?
- Wie ist die Geschwindigkeit?
- Würde ich das auch so machen?
- Was kann ich auf meiner Position tun, damit das Manöver gelingt?
Und trotzdem kann man sich gleichzeitig vom „Stress“ als Rudergänger erholen. Auch dann, wenn man aktiv mitdenkt.
Unser Training geht in der Regel von Freitagsabend bis Sonntagnachmittag. Weil wir die Zeit sinnvoll nutzen wollen, führen wir es bei (fast) jedem Wetter durch.
Trotzdem konnten individuelle Wünsche der Teilnehmer bisher immer berücksichtigt werden.
Trainingsinhalt:
- Yachtübernahme:
- Worauf muss ich als Skipper achten?
- Checklisten
- Creweinweisung:
- Kommunikation
- Leinenarbeit:
- Korrektes Belegen einer Klampe
- Knoten
- zielsicheres Werfen einer Festmacherleine
- als Bucht
- als Leine
- Erkennen von Ressourcen
- Anlegen:
- rückwärts an die Kaimauer – mit ablandigem und starkem Seitenwind
- vorwärts in die Box
- längsseits:
- gegen den Wind: mit Vorwärtsfahrt
- mit dem Wind: mit Vorwärtsfahrt: gegen die „Schokoladenseite“
- mit Rückwärtsfahrt gegen den Wind im 90° und 45°-Winkel mit Eindampfen in die Achterleine und Mittelspring
- Ablegen
- rückwärts aus der Box bei Seitenwind:
- rückwärts:
- mit gefierten Vorleinen
- unter Nutzung einer Hilfsleine
- vorwärts/rückwärts:
- mit Eindampfen in die Achterleinen
- rückwärts:
- längsseits mit…:
- Eindampfen in die
- Vorspring
- Achterspring
- gegenüberliegende Achterleine / Mittelleine
- Traversieren (unter Zuhilfenahme des Bugstrahlruders)
- Eindampfen in die
- Yachtbeherrschung:
- Wenden auf engem Raum
- Positionhalten auf engem Raum
Die Gruppe besteht normalerweise maximal aus 4 Teilnehmern plus Skipper. Allerdings könnte die Corona-Pandemie verschiedene Änderungen erforderlich machen. Diese könnten sich zum Beispiel beziehen auf:…
- die Gruppen-/Yachtgröße oder
- den Ausgangshafen.
Höre dir hier eine Rezension von einem unserer letzten Trainings an:
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